Der Fasching wird in Herrhausen schon seit langer Zeit gefeiert, schriftlich ist es seit fast 100 Jahren dokumentiert. War es in früher Zeit eine reine Veranstaltung von Personen und Gruppen übernahmen es später die einzelnen Vereine, wobei die beiden damaligen Gesangvereine „MGV Harmonie“ (gegründet 1920) und „Eintracht-Liederkranz“ (gegründet 1882 als „Eintracht“) die bekanntesten Veranstaltungen durchführten.


Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Fasching sogar mit richtigen Umzügen und geschmückten Festwagen gefeiert. Karl Hausmann war maßgeblich am Aufblühen des Faschings nach dem unseligen Krieg beteiligt. Später gründete sich die Organisation der „Vereinsvorstände“, dieser leitet die Durchführung der dörflichen Veranstaltungen - insbesondere seit 1984 - die Durchführung des Faschingsvergnügens und besteht aus den Vorständen der größten Vereine im Dorf. Aktuell besteht dieses Gremium aus dem Turn- und Sportverein, dem Schießclub und der Freiwilligen Feuerwehr (früher war der Gesangverein noch darin eingebunden). Dieser Zusammenschluss der Vereine arbeitet uneigennützig und ehrenamtlich für die Dorfgemeinschaft.
In den Jahren gab es viele Veränderungen im Ablauf, die den zeitlichen Geschmack angepasst wurden, auch gab es in den Jahrzehnten immer wieder Hoch- aber auch Tiefzeiten, doch auch heute noch wird der Fasching in unserem Dorf gefeiert. Diese alte Tradition ist auf der einen Seite mit Arbeit verbunden, auf der anderen Seite mit jeder Menge an Spaß. Vom Kinderfasching über das „Wurstesammeln“, bis zum Faschingsvergnügen wird den Herrhäusern viel geboten.
Da die anderen Veranstaltungen selbsterklärend sind, will ich hier auf das traditionelle „Wurstesammeln“ eingehen. Vor ungefähr 40 Jahren wurde diese Tradition „wieder“ gegründet. Wann, da scheiden sich die Geister (das mögliche Zeitfenster reicht bis in die 50er Jahre zurück), doch wenn einer der werten Leser mehr darüber weiß, würde sich der Autor über weitere Informationen freuen. Am Sonntag vor dem Fasching (früher am Faschingssonntag) ziehen heute Gruppen durch das Dorf die mit Musik oder nervenden Geräuschen, unsere Herrhäuser von Haus zu Haus besuchen und dabei sogar noch Spenden für das Dorf – in Form von Wurst oder ähnlichem – einfordern. Diese bunt gemischten Trupps werden dann ab und zu auch verköstigt, was besonders bei schlechtem Wetter mit besonderen Getränken vollzogen wird. Zum Schluss treffen sich die Mannschaften mit ihren gefüllten Bollerwagen wieder am Dorfgemeinschaftshaus, um dort bei einem deftigen Essen einen fröhlichen Abschluss zu feiern. Doch warum wird diese - doch für manchen - nervtötende Veranstaltung durchgeführt? Zum einen aus Tradition, zum anderen zur Unterstützung der Dorfgemeinschaft. Denn ob das Frühstück nach dem Aufbau des Osterfeuers, die Helferfeier nach dem Fasching, oder auch materielle Gegenstände, wie zum Beispiel die Multimedia Leinwand im DGH oder die Buden vom Weihnachtsmarkt, alles dieses wird u. a. durch diese Spenden finanziert oder zu mindestens unterstützt. So ist hiermit die vormittägliche Ruhestörung erklärt, die wiederum jeden aktiven Einwohner bzw. Einwohnerin zu Gute kommt. Interessant ist natürlich auch, dass diese Tradition - in der Region - anscheinend schon Jahrhunderte alt ist. Aus dem Ambergau und dem gesamten Herzogtum Braunschweig ist dieser alte Fastnachtsbrauch dokumentiert*. Vielerorts zogen damals die Knechte, Mägde und Kinder sammelnd durch die Orte. Während früher zum Teil mit stachligen Zweigen auf die Waden der potentiellen Spender geschlagen wurde, um diese für kleine Geschenke zu animieren, so geht es heute doch schon recht sittsamer zu.
Zum Schluss ein dreifaches „Herrhau, Herrhau, Herrhau“

*Quellen:
- Braunschweiger Volkskunde, Richard Andree, 1908
- Der Ambergau, Günther, 1887

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